Es gibt Dinge, die stellt man sich ein ganzes Stück besser vor, als sie tatsächlich sind. Frittiertes Snickers beispielsweise oder Sex am Strand. Beides nicht schlecht, don’t get me wrong. Aber wenn man ehrlich ist, toppt die Erwartung die Realität. Neu auf meiner entsprechenden Liste steht seit letzter Woche Kintsugi. Kintsugi ist eine japanische Kunstform, die die Schönheit im Unperfekten zelebriert. Dabei kittet man zerbrochene Gegenstände mit aushärtendem Harz, das mit gold- oder silberfarbenem Puder vermischt wird, so dass es sichtbare Spuren hinterlässt. Entsprechend geht es nicht darum, das Reparierte wieder wie neu aussehen zu lassen, sondern im Gegenteil seine Macken optisch hervorzuheben, um so seine einzigartige Geschichte zu würdigen. Perfektion kann jeder, will Kintsugi uns sagen. Wahre Schönheit und Individualität entstehen da, wo diese vermeintliche Perfektion Risse bekommt. Im übertragenen Sinne ist Kintsugi eine Hommage an das Leben an sich – mit allen Ups and Downs, die dazugehören. Oder wie in der berühmten Songzeile von Leonard Cohen heißt: There is a crack in everything, that‘s how the light gets in.
Den Gedanken fand ich natürlich ganz zauberhaft und da mir gerade mein liebster Malachit-Ring auf dem Badezimmerboden in mehrere Teile zerscheppert war, dachte ich mir: Das mache ich jetzt einfach mal mit dem Kintsugi. Wie schwer kann das schon sein? …